Xylella-Bakteriose (Xylella fastidiosa)
Um welchen Schädling handelt es sich?
Xylella fastidiosa (Xf) ist ein Bakterium, das die Leitbündel (das Xylem) von Pflanzen besiedelt. Seine massenhafte Entwicklung führt zur Blockade des Wasser- und Nährstofftransports und indirekt zur Symptomausprägung. Es sind vier Unterarten bekannt, die ihren Ursprung in Nord-, Zentral- bzw. Südamerika haben. Xf ist in der EU als prioritärer Quarantäneschädling meldepflichtig und es müssen Maßnahmen zur Ausrottung gesetzt werden.
Im Herbst 2013 wurde das Bakterium erstmals in Europa nachgewiesen (an Oliven in Apulien). Die dort auftretende Unterart Xf subsp. pauca führte zum Absterben tausender Hektar Oliven und stellt eine ernste Gefahr für den Olivenanbau im Mittelmeerraum dar. Darüber hinaus wurden aber in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Unterarten von Xf in andere Mittelmeerländer eingeschleppt, sodass die Krankheit nun flächendeckend auf den Balearen (Ibiza, Mallorca, Menorca), Korsika und im Großraum Porto auftritt. Viele weitere lokal begrenzte Ausbruchsherde (von Xf subsp. multiplex als und auch Xf subsp. fastidiosa) befinden sich im Mittelmeerraum -in der Region Provence, Cote d'Azur bzw. Occitanie (FR), in der Nähe von Alicante (ES), in der Toskana sowie an verschiedenen Orten in Lazio (IT) und in einer Vielzahl von Gemeinden im gesamten Staatgebiet Portugals..
Von ökonomischer Bedeutung ist X. fastidiosa bei Laubgehölzen (bei einjährigen Pflanzen sind latente Infektionen häufig). Abhängig von der Unterart, der Wirtspflanze und den klimatischen Bedingungen kann das Baktierum zum Absterben der Pflanzen führen. Besonders starke Folgen hatte X. fastidiosa subsp. fastidiosa für die Weinwirtschaft in Kalifornien und Florida (die Krankheit ist bei Wein als ‚Pierce's disease‘ bekannt). Auch für den Steinobst- und Zitrusanbau ist X. fastidiosa von Bedeutung. Berichte zu Schäden gibt es auch bei Laubbäumen und Ziergehölzen.
Was sind die Einschleppungswege?
Das größte Risiko der Einschleppung besteht beim Kauf infizierter Pflanzen aus Befallsgebieten. Importierte Jungpflanzen können latent infiziert sein (auch wenn sie keinerlei Symptome zeigen) und stellen ein Risiko für die Einschleppung von X. fastidiosa dar. Besonders häufig befallen sind Lavendel, Rosmarin, Oleander, Polygala, Kaffee…
Die Mitnahme von Wirtspflanzen aus abgegrenzten Befallsgebieten ist verboten!
Wie erfolgt die lokale Ausbreitung?
In Amerika wird X. fastidiosa von verschiedenen xylem-saugenden Blut- (Cercopidae) und Zwergzikaden (Cicadellidae) übertragen. In Europa ist die Übertragung für die - auch in Österreich verbreitete - Wiesenschaumzikade (Philaenus spumarius) und für die verwandten Arten Philaenus italosignus und Neophilaenus campestris belegt. Vermutlich können aber auch noch weitere xylemsaugende Zikaden das Bakterium übertragen.
Was wird getan, um die Einschleppung und Verbreitung von Xylella fastidiosa zu verhindern?
Xylella fastidiosa ist als Unionsquarantäneschädling (Prioritärer Schädling) gelistet und unterliegt dadurch klar definierten amtlichen Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen.
Die Durchführungsverordnung (EU) 2020/1201 wurde 2024 aktualisiert und enthält Maßnahmen zum Schutz gegen die Einschleppung und Ausbreitung von X. fastidiosa. Diese umfassen Vorschriften hinsichtlich der Einfuhr von Wirtspflanzen aus Drittländern, wie auch zum Verbringen aus Befallsgebieten. In Österreich führt das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES) Importkontrollen an Ersteintrittstellen durch (z.B. am Flughafen Wien). Diese Kontrollen inkludieren auch eine Labortestung importierter Pflanzen auf X. fastidiosa, um einen latenten Befall nachzuweisen.Im Binnenhandel müssen Planzen zum Anpflanzen von diversen häufig infizierten Hochrisikowirtspflanzen vor der ersten Verbringung getestet werden, dies betrifft: Oleander (Nerium oleander), Olive (Olea europaea), Mandel (Prunus dulcis), Rosmarin (Salvia rosmarinus), Myrten-Kreuzblume (Polygala myrtifolia), Kaffee (Coffea) und diverse Arten von Lavendel (Lavandula). Zudem wird von den Pflanzenschutzdiensten in den Bundesländern ein Überwachungsmonitoring zur Früherkennung von Befallsherden in Österreich durchgeführt.
Wie kann man eine Infektion mit Xylella fastidiosa erkennen?
Symptome von X. fastidiosa sind unspezifisch und äußern sich ähnlich auch bei abiotischem Stress (z.B. Wasser-, Nährstoffmangel). Häufig treten Blattrandnekrosen auf, die sich auf die gesamte Blattspreite ausbreiten können (Bilder 1 bis 4). An Laubgehölzen kann dies zu Dürresymptomen und dem Absterben infizierter Pflanzen führen. Jungpflanzen sind in der Regel symptomlos. Eine Infektion kann nur mittels Labortest nachgewiesen werden.
Bitte melden Sie Verdachtsfälle an den zuständigen Pflanzenschutzdienst ihres Bundeslandes!
Welche Bedeutung hat der Schädling für die Pflanzenproduktion in Österreich?
X. fastidiosa ist ein Bakterium mit hohen Temperaturansprüchen: die Unterarten pauca und fastidiosa haben ihren Ursprung im subtropischen Klima. Das kontinentale Klima Österreichs mit Wintertemperaturen unter dem Gefrierpunkt ist für deren Entwicklung nicht optimal, Schäden durch diese Unterarten sind für AT nicht zu erwarten. Die Unterart multiplex tritt am weitesten verbreitet auf, u.a. auch im Nordosten der USA und in Kanada, in Regionen mit ähnlichem Klima wie in Österreich. Die dort hervorgerufenen Schäden, insbesondere an Bäumen im Stadtgebiet sind zwar nicht mit den verheerenden Ausbrüchen im Süden der USA und in Südeuropa vergleichbar, die die Wein- bzw. Olivenproduktion gesamter Gebiete gefährden, dennoch kann X. fastidiosa durch die Klimaerwärmung (mildere Winter und heiße Sommer mit ausgedehnten Trockenperioden) auch in Österreich eine zunehmende Rolle spielen.
2023 wurde diese Unterart nun erstmals auch punktuell an Reben in PT gefunden. Maßnahmen zur Ausrottung wurden gesetzt. Die weitere Entwicklung wird von den Behören vor Ort überwacht und die Mitgliedsstaaten der EU regelmäßig informiert. Xf subsp. fastidiosa, jene Unterart die in Kalifornien 'Pierce's disease' an Wein verursacht, tritt zwar auf den Balearen auf. In den Weinbaugebieten Österreichs liegen die Minimumtemperaturen im Winter deutlich unter -1°C, sodass die epidemiologische Bedeutung dieser Unterart für den Weinbau in AT gering ist.
Wo kann ich weiterführende Informationen zum Schaderreger finden?
- Informationen der Europäischen Kommission: https://food.ec.europa.eu/plants/plant-health-and-biosecurity/legislation/control-measures/xylella-fastidiosa_en
- Informationen der EPPO: https://gd.eppo.int/taxon/XYLEFA
- Aktualisierte Risikobewertung der EFSA (vom Mai 2019): https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2019.5665
- Aktuelle Wirtspflanzendatenbank der EFSA (Juni 2022): https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2022.7356
- EFSA Pest Survey Card zu X. fastidiosa: https://storymaps.arcgis.com/stories/162590bff5604148821dbc7cea2ef6a9
- generischer und spezifischer Notfallplan für Xylella fastidiosa: pflanzenschutzdienst.at/notfallplaene
Für den Inhalt verantwortlich:
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
Amtlicher Pflanzenschutzdienst
DI Robert Steffek
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Stand der Information: Jänner 2025