Rundköpfiger Apfelbaumbohrer (Saperda candida)
Um welchen Schädling handelt es sich?
Saperda candida oder zu Deutsch Rundköpfiger Apfelbaumbohrer (ein Bockkäfer) ist in Nordamerika heimisch und zählt dort zu den bedeutendsten Schädlingen im Obstbau, insbesondere an Apfelbäumen. Andere Gehölze wie Weißdorn, Eberesche, Felsenbirne, Mehlbeere und Quitte werden ebenfalls von S. candida geschädigt.
Die adulten Käfer verursachen Blattfraß, der Schaden wird jedoch durch die Larven des Käfers verursacht. Diese schädigen die Stämme, indem sie Bohrgänge im Holz anlegen. Die Bäume können dadurch auch sehr bruchempfindlich werden, starker Befall kann zum Absterben von Bäumen führen. Die Entwicklungszeit des Käfers beträgt etwa 2-4 Jahre. Die ersten Käfer erscheinen meist im Juni, die Eiablage (bei Apfel meist im Bereich der Veredlungsstelle) findet vorwiegend zwischen Juni und Juli statt. Die Käfer bevorzugen junge kräftige Bäume. Die Eier werden in eine kleine Vertiefung zwischen Rinde und Xylemgewebe gelegt und mit einem gummiartigen Sekret versiegelt. Anfänglich fressen die kleinen Larven an der inneren Rinde, später im Holz. Nach der zwei- bis vierjährigen Entwicklung im Holz überwintert das letzte Larvenstadium (L6). Im Folgejahr findet die Verpuppung von April bis Mai (Dauer 19 - 30 Tage) statt. 10 bis 14 Tage danach verlassen die adulten Käfer durch ein Ausbohrloch den Stamm.
In Europa wurde der Rundköpfige Apfelbaumbohrer 2008 erstmals in Deutschland auf der Ostsee-Insel Fehmarn auf Sorbus intermedia entdeckt, der entlang einer Allee gepflanzt war. In den Folgejahren wurden vereinzelt Käfer auf einer kleinen Anzahl von Bäumen (Malus und Crataegus) in Parks und Gärten gefunden. Der Ursprung der Einschleppung ist unbekannt. Alle befallenen Bäume wurden gerodert. Im Jahr 2022 wurden an 7 Stellen innerhalb des abgegrenzten Gebiets Austrittslöcher und Larven gefunden. Die Ausrottungsmaßnahmen werden verlängert.
Was sind die Einschleppungswege und wie erfolgt die Ausbreitung?
Der wichtigste Einschleppungspfad nach Österreich ist der Handel mit befallenen Wirtsgehölzen aus den Befallsgebieten.
Die natürliche Ausbreitung geht nur sehr langsam vonstatten. Der Käfer fliegt zwischen Juli bis September und bewältigt in der Regel nur kurze Distanzen (um 9 m), maximal wurde eine Entfernung von ca. 200 m festgestellt.
Was wird getan um die Einschleppung und Verbreitung zu verhindern?
Saperda candida ist als Unionsquarantäneschädling (Gewöhnlicher UQS) gelistet und unterliegt dadurch bestimmten amtlichen Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen. Für die Einfuhr von Pflanzen zum Anpflanzen von Aronia (Apfelbeere), Cotoneaster (Zwergmispel), Crataegus (Rot- und Weißdorn), Cydonia (Quitte), Malus (Apfel), Pyracantha (Feuerdorn), Prunus (wie z.B. Zwetschke, Kirsche), Pyrus (Birne) und Sorbus (Vogelbeere) gelten darüber hinaus besondere Einfuhranforderungen.
In Österreich führt das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES) Importkontrollen von diesen Pflanzenarten an den Eintrittstellen durch (z.B. am Flughafen Wien). Die Pflanzenschutzdienste in den Bundesländern sind für Betriebskontrollen zur Früherkennung eines Befalls mit S. candida verantwortlich und überprüfen die Einhaltung der Binnenmarktbestimmungen.
Wie kann man einen Befall von Saperda candia erkennen?
Die adulten Käfer sind etwa 1,5 - 2 cm lang mit etwa genauso langen grauen Fühlern. Typisch ist die olivbraune Grundfarbe und die zwei weißen bis cremefarbenen Streifen, die vom Kopf durchgehend bis zu den Enden der Flügeldecken verlaufen, sowie die rötliche bis bronzefarbene Färbung unterseitig an Rumpf, Hinterleib und den Beinen. Die Käfer sind mit feinen Härchen bedeckt. Die fußlosen, cremig-weißen Larven sind im ersten Larvenstadium (L1) 3 bis 4 mm lang (L 1) und entwickeln sich im letzten Stadium (L 6) vor der Verpuppung zu einer Größe von 3 bis 4 cm. Sie haben eine braune Kopfkapsel und schwarze Mandibeln; das erste Segment nach dem Kopf ist breiter als die restlichen 12 (Bild 1). Da die Entwicklung der Larven im Inneren des Baumes erfolgt, sind zunächst noch keine Symptome sichtbar. Später fallen befallene Bäume durch ein spärliches Blattwerk mit blass gefärbten Blättern auf. Charakteristisch sind die nahezu kreisrunden Ausbohrlöcher der adulten Käfer, die einen Durchmesser von 0,8 – 0,9 cm aufweisen (Bild 2). Diese befinden sich meist an der Stammbasis, häufig bis 15 cm über dem Boden, können aber auch über den gesamten Stamm verstreut sein (Bild 3). Am Stammgrund ist häufig das rötlich-braune Genagsel vorzufinden, welches aus kleinen Rindenöffnungen durch die Fraßtätigkeit der Larven im Inneren des Baumes nach außen gedrängt wird (Bild 4).
Bitte melden Sie Verdachtsfälle an den zuständigen Pflanzenschutzdienst Ihres Bundeslandes!
Welche Bedeutung hat der Schädling für die Pflanzenproduktion in Österreich?
Der Rundköpfige Apfelbaumbohrer befällt zahlreiche Obstarten und Ziergehölze der Familie der Rosaceae. Die für Österreich bedeutendsten Wirtspflanzen sind:
- Obstbäume: Malus (Apfel) ist die bevorzugte Wirtspflanze, jedoch auch Prunus-Arten wie v.a. Pfirsich und Zwetschke, Kirsche; Pyrus (Birne), Cydonia (Quitte)
- Ziergehölze: Amelanchier (Felsenbirne), Sorbus (Vogelbeere), Crataegus (Weißdorn), Cotoneaster (Zwergmispel), Aronia (Apfelbeere)
Das Risiko einer Ansiedelung in Österreich ist hoch, da die klimatischen Voraussetzungen mit den befallenen Regionen in Nordamerika vergleichbar sind. Die Art befällt bevorzugt gesunde Bäume. Ein Befall über mehrere Jahre kann zum Absterben der Bäume führen und erhöht das Risiko des Windwurfs.
Wo kann ich weitere Informationen zu Saperda candida finden?
- Allgemeine Informationen der EPPO
- Allgemeine Information des Julius Kühn Instituts
Für den Inhalt verantwortlich:
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
Amtlicher Pflanzenschutzdienst
DI Robert Steffek
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Stand der Information: August 2023