Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV)

Neue Nomenklatur: Tobamovirus fructirugosum

Um welchen Schädling handelt es sich?

ToBRFV ist ein Virus aus der Gattung der Tobamoviren. Der Ursprung ist nicht bekannt. Die ersten Berichte zum Auftreten erfolgten In Israel (2014) und in Jordanien (2015). In den Jahren danach kam es global verstreut zu Funden von ToBRFV (Mexiko, Ostasien, Naher Osten aber auch in einigen Mitgliedsstaaten der EU). Von 2021 bis 2024 wurden aus fast allen Mitgliedsstaaten der EU eine Vielzahl von Ausbrüchen gemeldet. Betroffen waren v.a. große Fruchtproduzenten (auch in Österreich), die Jungpflanzen bzw. Saatgut im internationalen Warenverkehr zukauften.

Hauptwirtspflanze ist die Tomate (auch Paprika und andere Solanaceae können befallen werden). Es treten Symptome an Früchten und Pflanzen auf (anfällige Sorten sterben ab). Infektionen erfolgen über das Saatgut und mechanisch (z.B. Verletzungen). In der Folge produziert die Wirtspflanze große Mengen von Viren. Diese sind sehr langlebig und können auch nach Absterben der Pflanzen auf Pflanzenresten und in der Erde, auf Kleidung, Oberflächen, in Bewässerungssystemen etc. überdauern.

Was sind die Einschleppungswege und wie erfolgt die Ausbreitung?

Die Einschleppung über größere Distanzen erfolgt über Saat- und Pflanzgut. Im Betrieb wird ToBRFV mechanisch im Zuge von Kulturarbeiten (über die Haut, Kleidung, Werkzeuge, Pflanztöpfe und Verpackungsmaterial, etc.) verschleppt. Auch die Übertragung durch Nährlösungen und Insekten (Hummeln zur Bestäubung) ist möglich.

Was wird getan, um die Einschleppung und Verbreitung zu verhindern?

Eine Ausrottung bzw. Eindämmung von ToBRFV ist nicht mehr möglich. Deshalb wurde mit der neuen Durchführungsverordnung (EU) 2024/2970 die Einstufung als Quarantäneschädling seit 01.01.2025 aufgehoben. Damit entfallen bestimmte Maßnahmen, wie die Meldepflicht, die Überwachung der Verbreitung dieses Virus und gesetzliche Vorgaben zur Tilgung von Ausbrüchen, zur Hygiene und zur Entsorgung befallenen Materials. Die Einhaltung strikter Hygiene ist aber weiterhin wesentlich bei der Bekämpfung von ToBRFV, sie liegt nun aber in der Verantwortung der Betriebe.

Dennoch bleiben Maßnahmen zur Sicherstellung von qualitativ hochwertigen Saat- und Pflanzgut aufrecht. Diese beinhalten Kontrollen an Saatgut beim Import aus Drittstaaten (Nachtestung aller importierter Saatgutpartien aus China und an 50% der Partien aus Israel, für alle anderen Ursprungsländer müssen zumindest 20 % der Partien beim Import beprobt und nachgetestet werden). Der Fokus der Maßnahmen im Binnenmarkt liegt ebenfalls bei der Produktion gesunden Saatguts. So muss Saatgut von Tomate (Solanum lycopersicum) und nicht resistenter Paprika/Chili-Sorten (Capsicum spp.) bzw. die Mutterpflanzen von denen das Saatgut stammt beprobt, getestet und als frei von ToBRFV befunden worden sein. Pflanzen die in Verkehr gebracht werden, müssen von solchem Saatgut abstammen. Die Einhaltung der Bestimmungen wird durch die Ausstellung des Pflanzenpasses bestätigt.

Wie kann man einen Befall von ToBRFV erkennen?

Durch eine Infektion mit dem Virus können sich Symptome an Blättern, Früchten und der gesamten Pflanze zeigen. An Blättern kommt es zu einer leichten bis starken Mosaikfärbung (Bild 1) oder auch zu untypisch geformten bzw. blasig gewölbten Blättern (Bild 2). An Früchten werden runzelig braune oder gelbe Verfärbungen sichtbar (Bild 3). Gelegentlich kommt es auch zur Welke mit anschließender Vergilbung der gesamten Pflanze. Ein typisches Symptom bei den Ausbrüchen in österreichischen Tomatenkulturen war, dass die Früchte nicht oder nur schlecht abreifen. 

An Saatgut und an Jungpflanzen ist eine Infektion in der Regel nicht zu erkennen, mit einer Testung vor der Aussaat/ Pflanzung können latente Infektionen nachgewiesen werden.

Welche Bedeutung hat der Schädling für die Pflanzenproduktion in Österreich?

Für die Produktion anfälliger Sorten (z.B. Sortenraritäten) von Tomaten und Paprika stellt ToBRFV aufgrund seiner leichten und mittlerweilen weiten Verbreitung, seiner Persistenz und der schweren Bekämpfbarkeit weiterhin ein sehr großes Risiko dar.

Bei Paprika sind die altbekannten Tobamovirenresistenzgene auch gegen das ToBRFV wirksam. Bei der Tomate haben sich zunächst gegen Tobamoviren bekannte Resistenzen als unwirksam gegenüber dem ToBRFV erwiesen. Mittlerweile stehen für die Tomate jedoch ToBRFV-Resistenzen zur Verfügung, und seit 2022 bieten viele Saatzuchtfirmen resistente/tolerante Tomatensorten an. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass für Gemüseproduzenten der Umstieg auf resistente/tolerante Tomatensorten auf alle Fälle zu empfehlen ist.

Wo kann ich weitere Informationen zu ToBRFV finden?

 

Für den Inhalt verantwortlich:

Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
Amtlicher Pflanzenschutzdienst

DI Robert Steffek
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Stand der Information: Jänner 2025